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Es ist mit Funktion und Form wie mit Mann und Frau.

Noch immer wird der Mann erst genannt und dann die Frau, und man spricht von Emanzipation und will damit die Gleichberechtigung bekommen oder die Diskrimination aufheben.

Die natürlichen Unterschiede werden immer bleiben und infolgedessen auch die widerseitigen Bedürfnisse.

Keiner kann sagen, warum in der Sprache sowohl die Wörter Mann wie Funktion erst genannt werden.

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Simone de Beauvoir sagt: ...Et par là elle est si nécessaire à la joie de l'homme et à son triomphe qu’on peut dire que si elle n’existait pas, les hommes l’auraient inventée...

Ist auch die Form in einer solchen Relation zur Funktion zu denken?

Sullivan hat in seinem « Kindergarten Chats » nie von der Hierarchie Funktion — Form gesprochen. Er hat nur auf die notwendige widerseitige Beziehung gedeutet als die Bedingung für beider Existenz:

...All is function, all is form, but the fragance of them is rhythm, the language of them is rhythm: for rhythm is the very wedding-march and ceremonial that quickens into song the unison of form und function, or the dirge of their farewell, as they move apart, and pass into the silent watches of that wondrous night we call the past. So goes the story on its endless way...

Es ist wahr, der Mensch lebt und hat seine Bedürfnisse an Dach, Wand, als Schutz gegen die Natur, aber im selben Moment,

Van den Broek und Bakema, Architekten Aula du Technician de T Université de Delft.

Aula-Gebäude der Technischen Universität, Delft.

Aula of the University of Delft’s Technical School.

in dem er entscheidet, sich Dach und Wand zu bauen, kommt die Frage: wie?

Welche Art Licht und wieviel soll er unter seinem Dach und zwischen seinen Wänden haben?

Diese Entscheidung macht er mittels der Form und diese hat nicht nur zu tun mit...

Schutz gegen...!, sondern ebensoviel mit...

Verständigung mit...

Licht ist ja ein Wort, das ebenso wie die Wörter Farbe, Bewegung, Material und Raum, die Deutung sind von Lebenskenntnis und -Anschauung.

Wir leben in einer Zeit, worin der Mensch mittels eigener Gedanken was Raum, Material, Licht, Farbe und Bewegung ist, persönlich sein kann. Diese Begriffe können mit dem Existenzwunder Verständigung geben.

Mittels der Form kann der Mensch den Raum be-greifen (zum Begriff machen) und so ist die Form die Funktion im menschlichen Leben.

« Erst gestaltet der Mensch seine Umgebung, aber dann gestaltet die Umgebung den Menschen » (Churchill).

In dieser widerseitigen Beziehung ist Gestaltung und also auch Form eine der wichtigsten, menschlichen Lebensfunktionen.

Dabei gibt es immer von mehreren Menschen gemeinsam anerkannte Bedingungen zur Form, wie z.B. von Dächern und Wänden erwartet wird, daß sie die Benützer gegen etwas schützen und von einem Hörsaal, daß jeder Anwesende den Redner hören kann, oder in einer Stadtplanung, daß die Haltestellen von öffentlichen Ver-

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Photos: Fas Keuzenkamp

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kehrsmittein in einem gewissen Bereich der Benützer liegen und die technischen Forderungen den Verkehrsmitteln entsprechen.

So kann sowohl... hören... und... in gewissem Bereich liegen... eine zu erfüllende Funktion genannt werden, aber der Anwesende in einem Flörsaal oder der Wartende hat außerdem mehr Ansprüche, die gleichzeitig aktiv sind.

Er wird den Redner besser verstehen können, wenn er ihn nicht nur hört, sondern auch sieht und der Wartende an einer Haltestelle wird gerade an dieser Stelle vielleicht eine Zeitung kaufen wollen oder wenn er die öffentlichen Verkehrsmittel verläßt, ist vielleicht gerade diese Haltestelle die geeignete Stelle für ein Einkaufszentrum.

Und dann kann man nicht mehr von einer Funktion aus zur Form kommen, aber die peripherischen Ereignisse, welche mit dem Wort Haltestelle gedeutet werden, können die Form verschiedener, vorher nicht zu nennender Funktionen, veranlassen.

Gerade in der Überlappung verschiedener Funktionen liegt die Entscheidung für lebendige oder totale Architektur, noch besser anzudeuten mit städtebaulicher Architektur, weil alle menschlichen Ereignisse gleichzeitig Gebäude und Stadt bestimmen.

So kann die Notwendigkeit zu hören und zu sehen, das Zusammensitzen der Zuhörer im Hörsaal bestimmen, aber mit zu-hören und sehen wird für ein Auditorium auch

der Begriff Zusammensein eingeführt, womit z.B. die Bedingung kommt, daß man nicht nur den Redner zu hören und zu sehen wünscht, sondern auch daß die Zuhörer einander sehen möchten und sogar bei öffentlicher Diskussion untereinander zu sprechen wünschen.

Das Zusammensein in einer Gruppe fragt mehr Formbedingungen als von den Funktionen... Hören... Sehen... angefordert werden.

Es kann sein, daß mittels einer Form (eine architektonische Definition) eine Funktionsfähigkeit entsteht, die mehr menschlichen Bedürfnissen entspricht, als im Programm angegeben sind.

Die Bedingungen für die Form der Hörsäle können zu... Zusammensein-Formen...

führen, welche nicht nur den Kontakt im Saal stimulieren, sondern auch daunten, dazwischen, darüber, also darumher.

Wir haben das sehr stark erlebt bei der Entwicklung des Auditoriumgebäudes in Delft für die Technische Universität.

Die Räume zwischen den Sälen bekamen Studentenbegegnungsplätze, weil zwischen dem Dach und den oberen Seiten der Hörsäle Räume entstanden, die Festpunkte der Studentenfeste wurden.

So war die Feuerwehrbedingung, in Notfällen aus dem großen Saal fliehen zu können, der Anlaß, eine Außengalerie zu entwerfen, welche mittels Treppen auf die Straße führt.

Für diese Funktion des Fliehens ist eine Galerie entwickelt worden, welche so ge-

Van den Brock und Bakema, Architekten Aula du Technicum de l’Université de Delft.

Aula-Gebäude der Technischen Universität, Delft.

Aula of the University of Delft's Technical School.

staltet worden ist, daß auch die Funktion des Verbleibens während der Pause berücksichtigt worden ist.

Diese Überlappung von Funktionen erscheint mir als eines der wesentlichsten Elemente der aktuellen Architektur-Entwicklung.

Wir haben es ebenso empfunden im « Pampus »-Plan.

Die technische Bedingung, die Haltestellen für die Stadtschnellbahnen mindestens 500600 m auseinander zu legen, schuf eine der Bedingungen für die Begegnung in der Stadt.

Wo der Fußgängerverkehr sich in motorisierten Verkehr transformiert, entstehen Bedingungen für Einkäufe, aber auch für die Entwicklung von Wohngruppierungen und diese haben selber ihre räumliche Bedingung, um eine Gruppierung zu sein.

Man kann es z.B. ein menschliches Bedürfnis der kommenden Zeit nennen, von seinem Haus aus sowohl das Gedrängte

der Stadt zu erfahren wie auch die Ferne der Landschaft.

Die Gruppierung bekommt dann eine Mitte und Peripherie, welche mit der Verkehrsmittelbedingung der 500-600 m zu tun hat (Überlappung der Funktionen!).

Um keinen Durchgangsverkehr in der Wohngruppierung zu haben (Lärm usw.) und genügend Angebot für die Haltestellen zu bekommen (Ökonomie) soll nach außen eine geringe und bei der Haltestelle eine große Dichtheit sein.

Mittels einer städtebaulich-architektonischen Form können diese Bedingungen zusammengefaßt werden und zur Überlappung kommen.

Damit wird sowohl die Landschaft wie auch der Raum in der Gruppierung zum Interieur, obwohl auf verschiedene Art (mehr oder weniger Natur). Das Interieur macht, daß der Raum vom Menschen gefaßt werden kann.

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:

Van den Broeck & Bakema Plan d'urbanisation « Pampus », Amsterdam 1966 (voir aussi lettre de Hollande), circulation publique et piétons.

Städtebauplan « Pampus », Amsterdam 1966 (siehe auch Brief aus Holland), Fahrzeug- und Fußgängerverkehr.

Town planning project « Pampus », Amsterdam 1966 (see also Letter from Holland), public transport and pedestrians.

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Er kann sich identifizieren (Funktion der Form).

Es gibt keine Hierarchie von Innen und Außen.

Nur Beziehung!!

Außen wird Innen mittels Form.

Innen ist intensiviertes Außen.

Das Rietveld-Schröder-Haus von 1928 in Utrecht hat das in unserem Jahrhundert manifest gemacht.

Unsere und die kommende Zeit ist die Zeit der Unterscheidung — Ausdehnung und Überlappung der Funktionen mittels der Funktion der Form.

Das Überlappen und Geschehenlassen (happening) ist mit dem Unterscheiden oder Trennen gleichberechtigt.

Für die Entwicklung der Dinge soll man die Relationen zwischen den Dingen greifbar (zum Begriff) machen mittels der Form.

Nur mit dem menschlichen Spiel der Imagination ist das möglich und es ist in diesem Bezug nicht wichtig, ob daraus Kunst oder Wissenschaft kommt.

Beide sind gleichberechtigte Geräte im Prozeß vom menschlichen Erfahren seines Existenzwunders.

Der Mensch sucht Verständigung mit dem totalen Raum und die Architektur kann darin mittels der Form funktionieren.

Die Relation von Funktion und Form ist Teil von diesem Prozeß der Verständigung oder des Bewußtwerdens.

Diese Qualität manifestiert sich in Ernst und Spiel.

Vielleicht ist das Recht auf persönliche Lebensverständigung mittels des Spieles eine der wichtigsten Anläße zur Form in der heutigen Architekturlage.

... The peasant may play cards in the evening, while the poet writes verses, but there is one political principle to which they both subscribe, mainly, that to a man of the half dozen or so things for which a man of honour should be prepared, if necessary to die, the right to play, the right to frivolity, is not the least.

(Auden : « The poet and the city ») In Amsterdam kommen Menschen seit einigen Jahren in Provo-Aktionen in Streit mit der Polizei.

Die Beatniks — Angry Young Men — Teddy Boys — und Nozem-Haltung der letzten 10 Jahre suchen mittels dieser ProvoBewegung Orientierung, Intensivierung und Positivierung.

Diese Haltung der heutigen Generation hat auch mit dem immer kleiner werdenden Spielraum in dem städtebaulich-architektonischen Ausdruck unserer gesellschaftlichen Organisation zu tun.

Die heutige, internationale MonotonieArchitektur der sozialen Wohnungsbauviertel — oder Bürohäuser-Cities — regt zu Protest an und stimuliert die von den Autoritäten nicht zu fassenden Bedürfnisse an Formen, welche Spielraum für das Unerwartete geben, das Nicht-Vorgesehene, worin der Benutzer sich im Raumerlebnis mitbeteiligt fühlen kann.

Die architektonische Verantwortung liegt in unserer Zeit auch darin : die heutige allgemein anerkannten Funktionen mittels Form (Entwurf) auszudehnen und überlappen zu lassen, so daß gebaute Räume auch den unerwarteten, nicht vorhergesehenen Bedürfnissen des Menschen entsprechen können.

Es geht um die Befreiung der Form aus ihrer autoritären Luxuslage und um die Anerkennung ihrer Funktion im täglichen Leben.

Spielraum zu schaffen für die Entfaltung der anonymen Lebenskräfte mittels städtebaulicher Atchitektur.

Dem anonymen Menschen seine Chance zu geben, um sich im totalen Raum mittels der gebauten Umgebung zu identifizieren und also ... selig zu werden nach seiner eigenen Façon...

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